Wie wir wurden, was wir sind

Musik als Transformator für Beziehungen und Integration

Die Flüchtlingswelle im Jahr 2015 war ein Appell, sich sozial zu engagieren. Susanne Wagner und ihr Mann Paul ließen sich in Folge zu Sprachpaten ausbilden und dachten eine Weile darüber nach, ein geflüchtetes Kind aufzunehmen, entwickelten weitere Ideen und verwarfen sie wieder.

Da Susanne Wagner in der Vergangenheit vielfach Chöre geleitet hatte, kam ihr schließlich die Idee, einen Chor für Geflüchtete und Deutsche gemeinsam zu gründen. Dieser Chor sollte helfen, durch deutsches Liedgut den Spracherwerb von Geflüchteten zu unterstützen. Außerdem bestand die Hoffnung, dass deutsche und geflüchtete TeilnehmerInnen in Austausch träten, dass persönliche Beziehungen und praktische Hilfestellungen für einen guten Start in Deutschland möglich würden. Musik verbindet. Deutsche und Geflüchtete lernen sich kennen.

Von Beginn an setzte Susanne Wagner auf persönliche Beziehungen. Sie hängte nicht nur Flyer aus. Vielmehr besuchte sie regelmäßig die Langenfelder Flüchtlingsheime, klopfte immer wieder an sämtliche Türen, lud immer wieder persönlich ein, wurde ein vor Ort vertrautes Gesicht, trank literweise süßen Tee, bot praktische Hilfen an.

Das Konzept der persönlichen Beziehung trug Früchte. Der Langenfelder „Chor ohne Grenzen“ war ein Pionier in der entstehenden Szene der Flüchtlingschöre, an dem sich auch andere Chöre in der Region orientierten. Auch war er einer der bestbesuchten Flüchtlingschöre der Region. Über einen Zeitraum von zwei Jahren kamen zu jeder Probe über vierzig Teilnehmer, zur Hälfte Geflüchtete, zur anderen Hälfte Deutsche in wechselnden Besetzungen. Tatsächlich gelang der angestrebte Austausch erstaunlich reibungslos. Es entstanden Sprachpatenschaften, praktische Hilfen waren eine Selbstverständlichkeit. Es gab gemeinsame Picknicks, Grillabende oder Fußballspiele. Der Chor entwickelte sich zu einem Sprungbrett in die Langenfelder Gesellschaft.

Nach und nach stellten viele der TeilnehmerInnen auch Lieder aus ihren Heimatländern vor.

Der Chor wandelte sich. Statt deutschen Liedern wurden zunehmend Lieder aus Nahost gesungen. Auch hierbei war gegenseitige Integration Trumpf: Afghanen sangen traditionelle kurdische Lieder, Araber sangen persische Popsongs.

5000 Miles

Die Bandgründung

Nach zwei Jahren erfolgreicher Chorarbeit hatten viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Platz in der Gesellschaft gefunden und es war Zeit, sich neu zu orientieren.
Aus dem harten Kern gründete sich im Dezember 2017 die Band 5000 Miles. Einige der aktuellen Bandmitglieder waren schon als Gründungsmitglieder des Chores mit dabei, so dass das Klima in der Band seit jeher sehr familiär ist.
Von Anfang an spielen die 5000 Miles regelmäßig Konzerte. Die Bandbreite reicht von Stadtfesten hin zu offiziellen oder feierlichen Anlässen.
In den Jahren 2020 und 2021 erhielten wir außerdem eine Auftrittsförderung durch den Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen e.V.
Waren die 5000 Miles anfangs ein Projekt, das von Deutschen initiiert war, sind sie mittlerweile ein gemeinsames Projekt, das von Teilnehmern aus vielen Nationen gemeinsam vorangetrieben wird. Und genau so muss es sein!

Welche Ideen verfolgen wir?

Kulturelle Unterschiede sind kein Thema

Aus unserer Erfahrung wissen wir, wie wichtig es ist, sich auf die Person und nicht auf den Kulturkreis des Gegenübers zu fokussieren.

Die kulturellen Unterschiede sind wesentlich kleiner, als wir oft denken. Als Menschen teilen wir die gleichen Gefühle und die gleichen Bedürfnisse. Begegnen wir uns auf einer persönlichen Ebene, treten Unterschiede schnell in den Hintergrund.

    • Integration
      Integration ist normal. Jeder Mensch passt sich ein Stück weit an eine neue Gruppe an. Wer einmal den Arbeitsplatz gewechselt hat, kennt das: Wer sind die neuen Kollegen? Was ist ihnen wichtig? Worüber lachen sie?Deshalb ist es unsinnig, Integration einzufordern. Menschen wollen sich integrieren. Aber es muss ihnen ermöglicht werden, indem wir uns öffnen.

 

    • Inklusion
      Wir Menschen leben in sozialen Beziehungen. Wir definieren uns über soziale Beziehungen.Deshalb reicht „Integration in den Arbeitsmarkt“ genauso wenig aus, wie theoretische Akzeptanz: „Ich habe nichts gegen Flüchtlinge, aber sie sind nicht mein Thema.“Niemand von uns kann sich irgendwo integrieren, solange man ihn ignoriert. Menschen brauchen eine Einladung.

 

    • „Integration umgekehrt“
      Aber auch die angestammte Bevölkerung braucht eine Einladung. Wann immer sich Gesellschaft verändert, müssen alle ihren Platz neu definieren.Deshalb laden wir auch die Deutschen ein, sich ebenfalls zu integrieren. Erst dann kann man tatsächlich von gelungener Inklusion sprechen.

 

    • „Integration kann Spaß machen“ denn „Aus Fremden werden Freunde“
      Mit diesen leicht spitzen Thesen haben die 5000 Miles lange Zeit geworben.Aber wenn wir bereit sind, uns gegenseitig als Menschen aufrichtig aufeinander einzulassen, dann hören wir schnell auf, Fremde füreinander zu sein.Stattdessen werden wir viel Spaß miteinander haben. Wir werden viel voneinander lernen – und wir können Freunde werden.Wir könnten sogar Familie werden.

Die Vereinsgründung

meilenweit e.V. – Verein zur Förderung interkultureller Projekte

meilenweit e.V. – Verein zur Förderung interkultureller Projekte

In den vergangenen Jahren kamen ein Fülle weitere Ideen für interessante Projekte auf. Etliche dieser Vorhaben konnten wir verwirklichen (s. unter „Aktuelles“). Für andere fehlten uns als Band die rechtlichen Voraussetzungen.

Deshalb haben wir den Verein „meilenweit e.V.“ als rechtliche Plattform gegründet. Am 16.11.2021 erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister am Amtsgericht Düsseldorf.

Der meilenweit e.V. hat aktuell 16 Mitglieder, davon fünf Mitglieder mit Fluchthintergrund. Zum Kern des Vereins gehören ehemalige und aktuelle Mitglieder der Band 5000 Miles.

Der Vereinsvorstand setzt sich zusammen aus Susanne und Paul Wagner aus Langenfeld, Anna Tovarchi (Ukraine), Ismail Khudida (Irak) und Mohamad Mostafa (Syrien).

Bereits vor der Vereinsgründung führte die Band 5000 Miles eine Reihe von Projekten durch. Eine kleine Auswahl: